Das Mittagessen und der Bürostuhl – eine schwierige Verbindung

Meine Zweifel an den Ernährungsempfehlungen zu Typ 1 Diabetes führten mich zu einer Entdeckungsreise durch die Wirren der Krankheit. Eine der Ursachen für diese Odyssee war mein täglicher, langer Sitzmarathon im Büro mit seiner zuverlässigen Begleitung der anhaltenden Gluko-Kicks.

Wenig Bewegung nützt auch wenig

Als ich mit meinem Frühstück zu experimentieren begann (Details siehe Blog-Beitrag - Link), folgte nach meinen ersten Erfolgen auch das Mittagessen. Seit meiner Typ 1 Diagnose in 2019 war mein Arbeitsplatz ein Bürojob. Vor Corona rannte ich oft gestresst von Besprechung zu Besprechung.

Doch mit Corona wurden Besprechungen digital und aus dem gestressten Gerenne wurde nur noch ein Knopfdrücken am Rechner: „Meeting an“ und „Meeting aus“. Also versuchte ich in der Mittagspause stets eine halbe Stunde raus zu gehen und mich mehrmals am Tag ein bisschen zu bewegen. Jedoch stellte ich fest: Der hohe Blutzucker blieb bis zu meiner Heimfahrt und erst Zuhause war er wieder im Normbereich – sechs Stunden nach dem Mittagessen. Was war da los?

Das Haferflocken-Missverständnis

Um die Gluko-Kicks in den Griff zu bekommen, fing ich auch zum Mittagessen mit den hochgepriesenen Haferflocken als Hauptmahlzeit an. Okay, lecker ist anders aber überall liest man und bekommt es auch direkt von den Ärzten mitgeteilt: Die Kohlenhydrate steigen langsamer an und so bleibt der Blutzucker stabil. Das mag bei Menschen mit natürlichem Insulin, also auch bei Typ 2 Diabetes, zutreffen. Jedoch stellte ich fest, dass mein Blutzucker bei Haferflocken ähnlich heftig wie bei Reis, Pizza oder Nudeln reagierte. Wenn auch die Gluko-Kicks nicht ganz so gravierend waren, dennoch waren sie heftig und langwierig. Also mussten andere Mittags-Alternativen fürs Büro her.

Bisschen ist immer besser als nichts

Ich entwickelte meine eigenen Rezepte, die ich am Wochenende oder abends vorbereite und an mindestens drei Tagen zur Arbeit nahm. An den anderen beiden Tagen ging ich weiterhin mit meinen Kolleginnen und Kollegen Mittagessen, reduzierte damit jedoch die langwierigen Gluko-Kicks von fünf auf zwei Tage in der Woche. Als leidenschaftliche Statistikerin kann ich mir nicht verkneifen zu betonen, dass ich damit nur noch an 40 % der Nachmittage im Büro hohe Blutzuckerwerte hatte. Und bei 60 % mit den eigenen Prepmeals eben nicht mehr. Bisschen ist immer besser als nichts.

Meine persönlichen Stars fürs Büro:


Tofubällchen auf Ofengemüse

An diesem Rezept mag ich seine praktische Einfachheit. Sowohl das Gemüse als auch die Bällchen sind schnell gemacht und der Ofen übernimmt die Hauptarbeit. Man kann dieses Gericht problemlos am Sonntag vorbereiten und bis Mittwoch entscheiden, wann man es ins Büro nimmt. Es schmeckt warm und kalt und verbindet Sättigung (durch die Bällchen) mit gesundem Gemüse. Ein kleiner Joghurt-Dip rundet diesen Favoriten ab – etwas Zitronensaft, Pfeffer und Salz mit dem Joghurt vermischen, fertig.


Gemüse-Kleie-Frittata

Diese Frittata ist ein kleines Wunder. Ich finde sie optisch sehr appetitlich, ihren tollen Geschmack vermutet man bei den Zutaten kaum und sie sättigt so schnell und so lange, wie kaum ein anderes Gericht meiner Sammlung. Am Sonntag vorbereitet, kann man die Frittata im Blech mit ins Büro nehmen, dort kühlen und auf die nächsten Tage verteilen. Für Abwechslung können auch hier eine Soße oder ein Dip sorgen, aber für mich braucht sie das gar nicht. Ich finde sie auch am zweiten und dritten Tag nicht langweilig.


"Glasnudel"-Salat aus Konjaknudeln

Konjaknudeln sind kaum bekannt, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Ich finde sie herausragend gut für die Typ 1 Ernährung, da sie extrem sättigend sind und auch geschmacklich – sofern gut zubereitet – den „echten“ Nudeln in nichts nachstehen. Dennoch haben sie kaum Kalorien und Kohlenhydrate, sättigen jedoch durch ihr Aufquellen im Magen gänzlich ohne Gluko-Kicks. Verbunden mit Gemüse und asiatischen Gewürzen sind die geschmacklich ein Hit. Aber Vorsicht: danach stets viel (Wasser) trinken, wie bei Ballaststoffen üblich!


Download der Rezepte

Diese drei Rezepte und weitere Tipps gibt es hier als kostenlosen Download. Guten Appetit!

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