Zucker- oder Stärkekrankheit?

„Diabetes ist eine Zuckerkrankheit“ – diesen Satz hören wir (Diabetiker) seit jeher. Doch ist das wirklich so? Oder ist es vielleicht eher eine Glukose-, vielleicht sogar eine Stärkekrankheit?

Die Missverständnisse rund um Zucker

Kürzlich wollte eine Bekannte einen Freund zum Essen einladen, der Diabetes hat. Sie fragte ihn, ob Nudeln in Ordnung sind und war überrascht, dass es nicht der Fall war. Als auch Reis und Chili con Carne vom Betroffenen wegen des enthaltenen "Zuckers" abgelehnt wurden, wunderte sie sich, was Reis, Nudeln und Bohnen mit Zucker zu tun hätten. Und suchte online verzweifelt nach Lösungen.

Zucker oder Stärke – das ist hier die Frage

Für viele Typ 1 Diabetiker ist es nahezu deprimierend, wie unreflektiert und verantwortungslos mit dem Begriff „Zucker“ in der Gesellschaft umgegangen wird. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Zucker im Grunde genommen nur eine Form von Kohlenhydraten ist. Jedes Kohlenhydrat – sei es in Nudeln, Reis, Brot oder Bohnen – spaltet sich im Endeffekt in Monosaccharide (Einfachzucker), denn diese sind die vom Körper einzig verwertbare Einheit.

Auch Mediziner übersehen häufig, dass Typ-1-Diabetiker nicht grundsätzlich mit diesem einfachen "Zucker" ein Problem haben, sondern vielmehr mit Mehrfachzuckern, also Stärke, die erst im Körper in Einfachzucker aufgespalten und verwertet werden zu können.

Das eigentliche Problem

Warum hält sich die Mär von der „Zuckerkrankheit“ so hartnäckig, wenn doch eigentlich die langsame Umwandlung von Stärke in einfachen Zucker das eigentliche Problem langanhaltend hoher Blutzuckerwerte von Typ 1 Diabetikern ist?

Für uns "Einser" bedeutet diese Erkenntnis: Lebensmittel mit hohem Stärkegehalt sollten wir möglichst minimieren. Nach meiner persönlichen Erfahrung wird Stärke am besten "abgebaut", wenn es schwül ist, die Sonne kräftig scheint und vor allem, wenn wir uns viel bewegen. Bei kaltem Wetter, im Büro sitzend und mit wenig Bewegung, schafft es unser künstlich hinzugefügtes Insulin oft nicht, den Blutzuckerspiegel im Normbereich zu halten, wenn wir Mahlzeiten mit hohem Stärkeanteil zu uns genommen haben. Das führt dazu, dass die Werte noch Stunden nach dem Essen bei 300 mg/dl oder höher liegen. Im Gegensatz dazu kann eine kleine Portion Schokolade, bei entsprechender Insulinmenge, innerhalb von zwei Stunden den Blutzucker wieder auf ein normales Niveau senken.

Weniger Stärke wagen

Wo liegt also die eigentliche „Zuckerkrankheit“? Ist es wirklich der Zucker selbst oder vielmehr die Art und Weise, wie das künstlich hinzugefügte Insulin in unserem Körper mit Stärke umgeht? Meine Erfahrung ist da eindeutig: Stärke ist der Endgegner. Und eine Ernährungsweise mit geringer Stärkezufuhr – und nicht der Verzicht auf Zucker – der Weg aus hohen Blutzuckerwerten. Diese Erkenntnis war für die langfristige Senkung meiner Blutzuckerwerte entscheidend.

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